Vorwort des Präsidenten des Verwaltungsrates und des Chief Executive Officers

Es war ein aussergewöhnliches Jahr: Krieg in der Ukraine, Energiekrise, Inflation und steigende Zinsen. Auch für die Finanzmärkte war das Jahr 2022 alles andere als einfach. Die hohen Teuerungsraten und die scharfe Reaktion der Notenbanken führten zu ungewöhnlich hohen Verlusten bei Anleihen. In der Schweiz und in den USA – für diese Länder liegt eine fast 100-jährige Kurshistorie vor – sind Rückschläge bei festverzinslichen Titeln verzeichnet worden, wie sie in dieser Zeitspanne noch nie beobachtet wurden. Zusammen mit den Einbussen in Aktien kamen deshalb selbst diversifizierte und eher risikoarm verwaltete Portfolios stark unter Druck. 2022 war also ein mehr als turbulentes Jahr.

Die politischen Unsicherheiten und die Verwerfungen an den Kapitalmärkten waren auch für die VP Bank eine Herausforderung. Dennoch erwies sich unser Kerngeschäft als widerstandsfähig. Insgesamt vertrauten uns unsere Kundinnen und Kunden Netto-Neugeld von CHF 1.1 Mrd. an, was einer Zunahme von 2 Prozent entspricht. Sinkende Erträge aus dem Anlagegeschäft konnten durch steigende Erträge aus dem Zins- und Handelsgeschäft kompensiert werden, was in einem um 2 Prozent gestiegenen Geschäftsertrag von CHF 336.4 Mio. mündete – das beste Ertragsergebnis der letzten fünfzehn Jahre der VP Bank. Alle Regionen haben positiv dazu beigetragen, wobei der Heimmarkt Liechtenstein der wichtigste Pfeiler im Ertragsmix bleibt. Diese positive Entwicklung hat es uns trotz eines anspruchsvollen Marktumfelds ermöglicht, weiter in die Strategie 2026 und in unsere Zielorganisation zu investieren. Wie ursprünglich geplant, erreichen die Investitionen damit mit CHF 32 Mio. im Jahr 2022 und CHF 26 Mio. im Jahr davor einen Höhepunkt. In den kommenden Jahren streben wir ein Investitionsniveau von jährlich CHF 15 bis 20 Mio. an. Bedingt durch die Investitionen sowie durch einmalige, ausserordentliche Kosten – unter anderem für die Umsetzung der Res­triktionen und regulatorischen Vorgaben im Zusammenhang des Russland-Geschäfts – stieg der Geschäftsaufwand um 7 Prozent auf CHF 291.2 Mio. Vor diesem Hintergrund werten wir den erzielten Konzerngewinn der VP Bank Gruppe von CHF 40.2 Mio. als sehr solide. Die VP Bank verfügt zudem über eine gesunde Kapitalisierung: Die Tier 1 Kapitalquote von 21.7 Prozent liegt unverändert deutlich über den regulatorischen Mindestanforderungen. 

Das Fundament der Ertragsstärke der VP Bank bildet das erfolgreiche bestehende Geschäft im Heimmarkt und an den fünf internationalen Standorten. Standortspezifische Entwicklungspläne zielen darauf ab, auf Basis der jeweiligen lokalen Stärken weiter zu wachsen. Um das Wachstum zu beschleunigen, wurde 2022 die Organisation konsequent darauf ausgerichtet. Die internationale Führung wurde gestärkt und in den drei Regionen Liechtenstein, Europa und Asien ge­bündelt, die direkt an den Gruppen CEO berichten. Sämtliche Kunden­aktivitäten wurden diesen Regionen zugeteilt. Für die Erstellung und die Weiterentwicklung des Dienstleistungsangebots der VP Bank Gruppe haben wir einen neuen Bereich Group Products & Solutions geschaffen, der die entsprechenden Kompetenzen vereint. Mit diesen Anpassungen ging die Geschäftseinheit Client Solutions vollständig in der neuen Organisation auf. Client Solutions hatte wichtige Aufbauarbeit rund um das Angebot der Tokenisierung und Privatmarktanlagen geleistet, die mit diesem Schritt in den ordentlichen Betrieb überführt wurden. Der Head of Client Solutions hat die Transformation begleitet und sich danach entschieden, aus der Geschäftsleitung auszutreten und die VP Bank zu verlassen. Mit der konsequent auf Markt- und Vertriebsaktivi­täten ausgerichteten Organisation haben wir eine sehr gute Ausgangslage, um in unserem Kerngeschäft weiter zu wachsen.

Ökosysteme bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft der VP Bank. Die technologische Basis für Open Wealth wurde 2022 gelegt. Wir verfügen nun über eine flexible und skalierbare IT-Infrastruktur, auf der wir neue Kundenservices entwickeln sowie Angebote und Dienstleistungen von komplementären Drittanbietern einbinden können. 2023 werden darauf aufbauend erste neue Dienstleistungen wie beispielsweise das komplett digitale Onboarding für Kundinnen und Kunden von Intermediären, die automatisierte Lombardkreditvergabe oder die Etablierung einer digitalen Zahlungsverkehrsschnittstelle für Treuhänder in Liechtenstein entwickelt und inte­griert. Wir verfügen über ein wertvolles Alleinstellungsmerkmal als Intermediärbank, das auch die Grundlage für ein erfolg­reiches Private Banking und für die Universalbank in Liechtenstein bildet. Open Wealth ist eine entscheidende Entwicklung, um diese Stärke für die Zukunft zu sichern und auszubauen.

Unsere Kundschaft durfte auch 2022 auf unsere Innovationskraft zählen. Trotz eines anspruchsvollen Umfelds ist es uns gelungen, mit dem Angebot rund um die Tokenisierung in neue Geschäftsfelder vorzustossen. Das Ende 2021 eingeführte Angebot der Tokenisierung von Gemälden, Uhren oder auch Skulpturen stiess auf reges Kundeninteresse und diente als Tür­öffner für eine neue Kundschaft. 2022 wurde das Angebot auf Asien ausgeweitet. 

Privatmarktanlagen sind und bleiben eine wichtige Anlageklasse. Das Privatmarkt-Angebot (ORBIT) wurde im laufenden Geschäftsjahr aufgrund der veränderten Marktsituation neu ausgerichtet. Die Auswahl und die Strukturierung der direkten Anlagemöglichkeiten (ORBIT direct) erfolgt künftig über einen Plattformpartner, der über einen breiten Zugang zur Anlageklasse verfügt. Die Pilotierung läuft derzeit. Zusammen mit einem weiteren Plattformpartner für kollektive Privatmarktanlagen (ORBIT collective) erhalten unsere Kundinnen und Kunden damit ein breites Angebot für diese weiterhin wichtige Anlageklasse.

Wir sind überzeugt, dass die Strategie 2026 auch in einem veränderten Marktumfeld der richtige Weg ist. Vor dem Hintergrund eines verlangsamten Wirtschaftswachstums, der anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten und der negativen Entwicklungen an den Finanzmärkten legt die VP Bank den Fokus weiterhin auf Kostendiszi­plin, technologische Innovationen, Nachhaltigkeit und auf die langfristige Weiterentwicklung des Kerngeschäfts. Das veränderte Marktumfeld hat uns jedoch dazu veranlasst, die finanziellen Ziele, die wir uns Anfang 2020 gesteckt hatten, neu zu kalibrieren. Mit einem jährlichen Ertragswachstum von 4 bis 6 Prozent, einer jährlichen Netto-­Neugeld-Entwicklung von 4 Prozent, einer Cost/Income Ratio von unter 75 Prozent bis 2026 sowie einer Tier 1 Ratio von über 20 Prozent fokussieren wir weiterhin auf die drei Hauptpfeiler einer erfolgreichen Zukunft: Wachstum, Profitabilität und Stabilität.

Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung der VP Bank vom 28. April 2023, eine unveränderte Dividende von CHF 5.00 pro Namenaktie A und CHF 0.50 pro Namenaktie B auszuzahlen. Die vorgesehene Dividendenausschüttungsquote liegt mit 76 Prozent des erwirtschafteten Konzerngewinnes über dem Bereich des vom Verwaltungsrat definierten langfristigen Zielbandes von 40 bis 60 Prozent. Die VP Bank ist hervorragend kapitalisiert und der Investitionszyklus mehrheitlich abgeschlossen. Die Ertragsstärke und Stabilität der Bank erlauben es, dem Streben nach einer möglichst stabilen Dividende trotz des schwierigen Marktumfelds gerecht zu werden.

Wir danken unseren Aktionärinnen und Aktionären sowie unseren Kun­dinnen und Kunden herzlich für ihr Vertrauen sowie die Unterstützung, die sie uns in diesem ereignisreichen Jahr entgegengebracht haben. Ein grosses Dankeschön geht auch an unsere Mitarbeitenden für ihr Engagement und ihre Flexibilität in einer nicht immer einfachen Zeit. Gute Fachkräfte und aussergewöhnlicher Einsatz sind in einem herausfordernden und sich rasch wandelnden Umfeld keine Selbstverständlichkeit. Wir wissen das sehr zu schätzen.