Wirtschaftliches Umfeld

Weltwirtschaft 2019

Gemessen an den Prognosen war das Jahr 2019 eine ­Enttäuschung. Die Zollkonflikte und die komplizierten ­Brexit-Verhandlungen zogen negative Konsequenzen nach sich. Die Handelsunsicherheiten dämpften die ­Investitionslaune der Unternehmen. Das hatte unmittel­bare Auswir­kungen auf die Nachfrage nach Kapitalgütern. Darüber hinaus trafen die von den USA verhängten Strafzölle die chinesische Exportwirtschaft empfindlich. Letzteres hatte spürbare Folgen für all jene Länder und Regionen, die wichtige Zulieferer chinesischer Produzenten sind, wie etwa die Eurozone. Die direkten und indirekten Effekte der Handelsstreitigkeiten führten schliesslich zu einer rückläufigen Industriepro­duktion in den G7-­Staaten.

Trotz der schwierigen Situation im verarbeitenden Gewerbe blieben aber die gesamtwirtschaftlichen ­Wachstumsraten weitgehend im positiven Bereich. Der Dienstleistungs- und Bausektor sorgte in vielen Volks­wirtschaften für eine willkommene Kompensation.

Eine gute Beschäftigungssituation und niedrige Zinsen sorgten einerseits für spendierfreudige private Haus­halte und andererseits für volle Auftragsbücher in der ­Bauwirtschaft.

In Anbetracht der sichtbaren wirtschaftlichen Bremsspuren durch die Handelskonflikte vollzogen die grossen Notenbanken einen beeindruckenden Kurswechsel. Bestand ursprünglich im Jahr 2019 die Aussicht auf Zinserhöhungen, standen nun Zinssenkungen auf der Agenda. So senkte die US-Notenbank (Fed) den Schlüsselzins in drei Schritten um insgesamt 75 Basispunkte. In Anbetracht kurzzeitiger Verspannungen am US-Geldmarkt startete die Fed in den Herbstmonaten 2019 mit neuerlichen Wertpapierkäufen. Zusätzlich konnten die Geschäftsbanken umfangreiche Geldausleihungen der Washingtoner ­Währungshüter in Anspruch nehmen. Die EZB senkte derweil ihren Einlagesatz um 10 Basispunkte auf -0.5 Prozent. Gleichzeitig startete sie im November mit neuerlichen Wertpapierkäufen im Umfang von monatlich EUR 20 Mrd. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) veränderte derweil in Anbetracht bereits tief negativer Zinsen ihre Geldpolitik nicht. Um für etwas Entlastung bei der Zahlung von Nega­tivzinsen zu sorgen, erhöhte die SNB die Freibeträge für Geschäftsbanken. Die EZB wiederum führte überhaupt erstmalig Freigrenzen ein.

Der Schweizer Franken konnte im Jahresverlauf 2019 sowohl gegenüber dem US-Dollar als auch gegenüber dem Euro wieder an Stärke gewinnen. Die im Gegensatz zur Fed und EZB unveränderte Geldpolitik der SNB dürfte hierbei unter anderem eine tragende Rolle gespielt haben. 

 

Die Aktienmärkte 2019

2019 zeigte sich als ein herausragendes Börsenjahr. Die Aktienmärkte profitierten fundamental von einem robusten privaten Konsum, der lockeren Geldpolitik und der Deeskalation im sino-amerikanischen Handelsstreit. Dies führte zu ersten Aufhellungen im Geschäftsklima, überzeugte auch die Investoren und ebnete letzten Endes den Weg für einen aussergewöhnlich positiven ­Jahresabschluss. 

Aktienanlegern boten sich aus globaler Sicht die besten Kursgewinne seit 2009. In den USA wurde – gemessen am MSCI USA Total Return Index – die zweitbeste Gesamt­rendite im neuen Millennium erreicht. Dabei waren die wirtschaftlichen Voraussetzungen zu Beginn, aber auch während des Jahres zwar konstruktiv, aber alles andere als eindeutig positiv. 

Die zunehmende Verschärfung des Handelsdisputs ­zwischen den USA und China erzeugte enorme Heraus­forderungen für das verarbeitende Gewerbe. Dabei stiegen nicht nur die Kosten. Um die international stark vernetzten Produktionsketten aufrechtzuerhalten, wurde teilweise die Produktion in andere Länder wie auch in die USA verlagert. Dies betraf nicht nur Unternehmen aus China; Produzenten und Zulieferer aus Europa wurden ebenfalls hart getroffen. 

Im Mittelpunkt des verarbeitenden Gewerbes stand die ohnehin transformierende Automobilbranche und somit besonders Deutschland. Darum verwundert es nicht, dass die Rendite von knapp 21 Prozent im Deutschen ­Leitindex DAX sehr ansprechend ist, aber die schwächste zyklische Erholung nach einem negativen Börsenjahr seit 1995 war.