Velimir Ilišević

Velimir Ilišević entfaltet einen Bildgedanken häufig in Serien.

TEXT / Cornelia Kolb-Wieczorek

 

Die Malerei Velimir Ilišević’ ist im Wesentlichen geprägt von Naturimpressionen, von der Wahrnehmung der Landschaft und ihrer Atmosphäre, von wechselnden Stimmungen des Lichts, die meist lebhafte, helle und bisweilen auch dunkle, dichte Bilder hervorrufen. Neben Erinnerungen an Landschaften bewirken aber auch Begegnungen mit Menschen sowie Erlebnisse in seiner alten Heimat Jugoslawien – Ilišević lebt seit 1989 in der Schweiz – bildnerische Reflexe, die das Vergangene ins Gegenwärtige herüberstrahlen lassen. Auf diese Weise zeigt seine vitale und ausdrucksstarke Malerei sowohl Natur- als auch Seelenlandschaften. Aufgetaucht aus dem individuellen Erinnern und Erleben der persönlichen wie auch der allgemeinen Zeitgeschichte, sind die Werke in ihrer emblematischen Motivik gleichwohl so allgemein gehalten, dass sie dem Betrachter ein vollkommen freies und persönliches Gegenübertreten ermöglichen.

Ilišević’ Bildtitel weisen zwar gelegentlich in eine bestimmte Richtung, bleiben jedoch eher eine literarische Fussnote, als dass sie eine klare Interpretationshilfe böten. Der realeBezug und das eindeutige Wiedererkennen des Dargestellten, ikonografische Aspekte, spielen zunächst eine sekundäre Rolle, da es dem Künstler zuallererst um das Medium, um die Malerei selbst geht. Duktus und Dynamik des Farbauftrags, Komposition und Proportion, die Eroberung der leeren, weissen Leinwand – all dies ist es, was den leidenschaftlichen Maler primär bewegt. Die künstlerische Aneignung der Bildfläche als Prozess sichtbar zu machen, unterstrichen durch den oftmals freibleibenden Bildrand, ist dabei ebenso von Bedeutung wie die Frage hinsichtlich des Verhältnisses von Figur und Grund, die durch einen einheitlichen Duktus und eine gewisse Offenheit der Form eng miteinander verwoben sind.

Eine Idee wird so lang im Malprozess bearbeitet, bis sie zu einem Bild wird. Stets eine Herausforderung, die ungeahnte Wege öffnet …

«Gefrierpunkt» lautet der Titel des hier abgebildeten Gemäldes, das uns der Künstler als Wegleitung für die optische Wanderung durch seine Bildwelten anbietet – ein Titel, der auf einen emotionalen Hintergrund zu verweisen scheint. Das Werk gehört zur Serie «Flussentlang», in welcher der Künstler den Rhein in den Mittelpunkt seiner Darstellungen rückt. Der Fluss, auf dem er sich im Sommer in einem Schlauchboot treiben liess, während im Fliesstempo des Wassers Landschaft, Boote, Brücken und Uferbebauungen vorüberzogen, ist hier auch Sinnbild der vergehenden Zeit.

Zumeist arbeitet Velimir Ilišević längere Zeit an einem Thema, das er in einer fortlaufenden Serie durchgestaltet. Dabei geht es nicht um Dokumentation, sondern um Imagination. Nicht das tatsächlich Geschaute ist von Interesse, sondern das, was es bewirkt hat: Bilder voller Kraft und Dynamik, voller Atmosphäre und lebendiger Spannung, schwebende Motive in teils kräftiger, teils subtiler Farbigkeit, aus dem Ungewissen hervorgelockt und ins Taghelle gerettet.

Velimir Ilišević

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Velimir Ilisević

Velimir Ilišević

Geboren 1965 in Sisak, Kroatien. Lebt in Stein am Rhein.

Zeichner und Maler, Autodidakt. Thematische Umsetzung von Erinnerungen und Erlebnissen in Metaphern und Chiffren. Grenzgang zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, zwischen inhaltlich gebundener und sinnlich freier Malerei. Entfaltung eines Bildgedankens häufig in Serien.

  • «GEFRIERPUNKT», 2013
    Foto: Jürg Fausch
  • ERFINDERISCH / Statt Farbpaletten verwendet der Künstler unterschiedliche Pfannen.
    Foto: Dirk Dunkelberg
  • «HERZ AUS LIEBE», 2012
    Foto: Barbara Bühler
  • WERKSCHAU IM ATELIER / Links «Aus Holz», 2020, rechts «Wolke», 2021.
    Foto: Dirk Dunkelberg