Rachel Lumsden

Rachel Lumsden studierte an der Royal Academy Schools Malerei. Sie lebt in Liechtenstein und arbeitet in ihrem Atelier in Arbon (CH).

INTERVIEW / Anna Walser

Wo stellen Sie in diesem Jahr aus?

Viele sprechen von 2022 als ein Hyperjahr, weil nun alles stattfinden soll, was während der Pandemie abgesagt oder verschoben wurde. Dieses Jahr werden Werke von mir im Kunsthaus Glarus, in der Kunsthalle Schaffhausen und im Kunsthaus Pasquart in Biel gezeigt sowie in der Galerie Bernard Jordan in Paris und im Coleman Project Space in London, wo ich diesen Sommer auch ein Residenzatelier beziehen werde.

Welche Verbindungen haben Sie zu London?

Wenn London zurzeit nicht so unter dem Einfluss von Boris Johnson, Corona und den Folgen von Brexit stehen würde, könnte man mich wohl häufig in der Kantine des Barbican sehen. Ich habe in London an der Royal Academy Schools Malerei studiert. London war bis zu den drei oben genannten Plagen eine grossartige Stadt. Jetzt ist es immer noch eine grosse, wenn auch artige Stadt.

Sie leben heute im liechtensteinischen Schaan. Wieso gerade Schaan?

Ich lebe in einer Strasse mit dem Namen «Im Malarsch». Sehr lustig für eine Malerin. Wieso ich dort gelandet bin? Fragen Sie meinen Mann. Zu meiner Freude hat es eine Menge Krähen dort.

Auf Ihrem Werk «Les jeux sont fait» haben Sie auch Krähen gemalt. Zufall?

Ich habe sogar zwei Bilder mit Krähen gemalt – allerdings schon bevor ich den Krähen nähergekommen bin. Krähen sind genauso verspielt und gleichzeitig destruktiv wie wir Menschen. Ich vermute, dass wir und sie uns sehr ähnlich sind.

Ich warte nicht auf Inspiration, ich will, dass ein Bild auf der Leinwand entsteht, nicht in meinem Kopf. Es ist immer ein Abenteuer, weil man nie genau weiss, wo man landen wird.

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Da bin ich nicht heikel. Aber ich muss etwas gesehen haben, bevor ich malen kann. Etwas, das in mir eine Resonanz auslöst, ohne dass ich wissen muss, weshalb. Das versuche ich dann im Malen herauszufinden.

Die Corona-Pandemie ist in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Wie erleben Sie diese Zeit?

Als im Kunstbetrieb alles abgesagt wurde, ist bei mir ein richtig grosses Loch entstanden. Als Künstlerin will ich, dass meine Bilder mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Und wenn das nicht funktioniert, dann hat man ein Problem. Also habe ich mich hingesetzt und in der Zwischenzeit ein Buch über figurative Malerei geschrieben. Es ist ein Manifest, ironisch und erzählerisch und doch auch ernst gemeint.

Rachel Lumsden

Welches ist Ihr eigenes Lieblingswerk?

Keines – alle Bilder sind meine Darlings. Eines ist frech, das andere ist nachdenklich und das dritte ist eine Drama Queen. Ich stehe zu allen Bildern, die aus dem Atelier kommen.

Was waren Ihre Gedanken, als Sie erfuhren, dass Ihre Kunst in einer Bank präsentiert werden sollte?

Ich fand es klasse. Sichtbarkeit ist für Künstlerinnen und Künstler sehr wichtig, ob in einem Museum oder in einer Bank.

Was passiert in Ihrem Werk «Armchair Thriller»?

Das ist ein Rätsel. Ich habe einen Sessel gemalt, auf dem die Imagination des Betrachters Platz nehmen soll. Es ist anzunehmen, dass in jenem Zimmer nicht nur Pralinen gegessen worden sind, sondern dass etwas passiert ist. Aber was? It’s a thriller!

Tokenisieren Sie noch heute ihre Kunstwerke

Rachel Lumsden

Rachel Lumsden

Geboren 1968 in Newcastle, Grossbritannien. Lebt in Schaan, Liechtenstein.

Ausbildung an der Nottingham Trent University und an der Royal Academy of Arts Schools in London. Malerei von beunruhigender Gegenständlichkeit mit Verweis auf existenzielle Konflikte in Natur und Zivilisation. Einzelbilder und Bildserien, oftmals angeregt durch Werke der bildenden Kunst, durch Märchenbuchillustrationen sowie durch digitale Medien und das Internet.

  • INTENSIVES ARBEITEN / Mit dem ersten Pinselstrich beginnt die Künstlerin Ihre Bilder erst auf der Leinwand zu entwickeln.
    Foto: Close Up AG, Triesen
  • «SILENT INHABITANTS: KRIECHSTROM», 2006 (Detail)
    Foto: Heinz Preute
  • IM ATELIER / Grossformatige Bilder an den Wänden, auf dem Boden entwickelt die Künstlerin neue Bildideen.
    Foto: Close Up AG, Triesen
  • «LES JEUX SONT FAIT», 2009 (Detail)
    Foto: Heinz Preute
  • «LES JEUX SONT FAIT», 2009
    Foto: Barbara Bühler
  • «ARMCHAIR THRILLER», 2012
    Foto: Barbara Bühler