Das Risikomanagement der VP Bank Gruppe
1. Überblick
Für den Erfolg und die Stabilität einer Bank ist ein effektives Kapital-, Liquiditäts- und Risikomanagement eine elementare Voraussetzung. Hierunter versteht die VP Bank den systematischen Prozess zur Identifikation, Bewertung, Steuerung und Überwachung der relevanten Risiken sowie die Steuerung des Kapitals und der Liquidität, die für die Risikoübernahme und die Gewährleistung der Risikotragfähigkeit benötigt werden. Den verbindlichen Handlungsrahmen hierfür bildet die Risikopolitik, die vom Verwaltungsrat der VP Bank Gruppe festgelegt wird.
Sie beinhaltet ein übergreifendes Rahmenwerk sowie eine Risikostrategie für jede Risikogruppe (Finanzrisiken, Operationelle Risiken, Geschäftsrisiken). Darin sind die spezifischen Zielsetzungen und Grundsätze, Organisationsstrukturen und Prozesse, Methoden und Instrumente sowie Zielvorgaben und Limiten jeweils detailliert und klar geregelt.
Am 1. Februar 2015 ist in Liechtenstein im Rahmen der Revision der Bankengesetzgebung das CRD IV-Paket in Kraft getreten (Basel III). Die neue Gesetzgebung ist mit erhöhten Anforderungen insbesondere hinsichtlich Kapital, Leverage und Liquidität verbunden. Als lokal systemrelevantes Institut muss die VP Bank über Eigenmittel in der Höhe von mindestens 13 Prozent ihrer risikogewichteten Aktiven verfügen (bisher 8 Prozent). Die Leverage Ratio (Höchstverschuldungsquote) darf den regulatorischen Grenzwert von voraussichtlich 3 Prozent nicht unterschreiten. Liquiditätsseitig wird auf europäischer Ebene Ende 2015 die Einhaltung einer regulatorischen Quote (Liquidity Coverage Ratio / LCR) von mindestens 60 Prozent verlangt. Eine entsprechende Vorgabe in Liechtenstein besteht noch nicht. Dank ihrer überaus soliden Kapitalbasis, ihrer Bilanzstruktur und ihrer komfortablen Liquiditätssituation hat die VP Bank die regulatorischen Grenzen 2015 auch nach der Integration der Centrum Bank stets deutlich übererfüllt.
Neben den quantitativen Vorgaben stellt Basel III eine Reihe von qualitativen Anforderungen an die Identifikation, Messung, Steuerung und Überwachung finanzieller und operativer Risiken. Diese mussten von der VP Bank überwiegend im Geschäftsjahr 2015 umgesetzt werden.
Kapital- und Bilanzstrukturmanagement
Liquiditätsmanagement
Kreditrisiken
Marktrisiken
Operationelle Risiken
Das systematische Management der Operationellen Risiken wurde in der VP Bank 2015 kontinuierlich weiterentwickelt. Im Zentrum der Anstrengungen standen dabei die Durchführung von Risk Assessments im Stammhaus und in den Gruppengesellschaften sowie der weitere Ausbau und die Optimierung des bestehenden Internen Kontrollsystems (IKS).
2. Risikopolitische Grundsätze
Für das Kapital-, Liquiditäts- und Risikomanagement gelten folgende Grundsätze:
Harmonisierung von Risikotragfähigkeit und Risikoappetit
Der Risikoappetit spiegelt sich im Risikokapital wider und gibt den Maximalverlust an, den die Bank bereit ist, aus schlagend werdenden Risiken zu tragen, ohne dabei ihren Fortbestand zu gefährden. Die Risikotragfähigkeit als strategische Erfolgsposition gilt es durch einen geeigneten Prozess zur Sicherstellung einer angemessenen Kapitalausstattung zu wahren und zu steigern.
Klare Kompetenzen und Verantwortlichkeiten
Der Risikoappetit wird mit Hilfe eines umfassenden Limitensystems operationalisiert und zusammen mit einer klaren Regelung der Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten aller am Risiko- und Kapitalmanagementprozess beteiligten Stellen, Organisationseinheiten und Gremien wirksam umgesetzt. Risikodeckungspotenzial, Risikokapital und Limiten werden bei Bedarf, mindestens aber einmal jährlich, überprüft und gegebenenfalls adjustiert.
Gewissenhafter Umgang mit Risiken
Funktionentrennung
Die Risikokontrolle und das Risikoreporting werden durch eine von den risikobewirtschaftenden Stellen unabhängige Einheit (Group Risk Control) sichergestellt.
Transparenz
Das Fundament der Risikoüberwachung ist eine umfassende, objektive, zeitgerechte und transparente Offenlegung der Risiken gegenüber dem Group Executive Management und dem Verwaltungsrat.
3. Organisation des Kapital-, Liquiditäts- und Risikomanagements
Systematik der Bankrisiken
Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten
Prozess zur Sicherstellung einer angemessenen Kapitalausstattung
4. Offenlegung zu den Basler Eigenmittelvorschriften
Die geforderten qualitativen und quantitativen Informationen zur Eigenmittelunterlegung, zu den Strategien und Verfahren für das Risikomanagement sowie zur Risikosituation der VP Bank sind im Risikobericht sowie im Kommentar zur konsolidierten Jahresrechnung offengelegt. Darüber hinaus erstellt die VP Bank Gruppe für das Geschäftsjahr 2015 erstmals einen Offenlegungsbericht. Damit erfüllt die Bank die aufsichtsrechtlichen Anforderungen der per 1. Februar 2015 in Kraft getretenen Abänderungen der Bankenverordnung (BankV) und des Bankgesetzes (BankG) aus der Überführung der Richtlinie 2013/36/EU (CRD IV) respektive der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 (CRR).
Die Umsetzung des Regelwerks Basel III stellt strengere Kapital- und Liquiditätsanforderungen an die Kreditinstitute. Die VP Bank hat in Liechtenstein als eine von drei systemrelevanten Banken zusätzliche Kapitalpuffer zu erfüllen. Höhere regulatorische Eigenmittelerfordernisse erhöhen die Stabilität des Finanzsystems und verbessern den Schutz der Gläubiger.
Für jede Risikokategorie sieht das zum Bilanzstichtag gültige Regelwerk Basel III verschiedene Ansätze zur Berechnung der Eigenmittelanforderungen vor. Die VP Bank wendet für Kredit- und Marktrisiken den Standardansatz und für Operationelle Risiken den Basisindikatoransatz an.
Per 31. Dezember 2015 erforderten die Geschäftsaktivitäten der VP Bank Gruppe Eigenmittel in Höhe von CHF 485.0 Mio. Dies entspricht 13 Prozent der anrechenbaren Aktiven von CHF 3'731.1 Mio. Per 31. Dezember 2014 basierten die erforderlichen Eigenmittel auf einem regulatorischen Erfordernis von 8 Prozent. Dies entsprach CHF 336.3 Mio. per 31. Dezember 2014. Das anrechenbare Kernkapital nach Bereinigung betrug Ende 2015 CHF 911.2 Mio. (per 31. Dezember 2014 CHF 860.5 Mio.). Der Eigenmittelüberschuss (basierend auf einem Erfordernis von 13 Prozent) beträgt per 31. Dezember 2015 CHF 426.2 Mio. (per 31. Dezember 2014 CHF 524.2 Mio., basierend auf einem Erfordernis von 8 Prozent). Die Tier 1-Ratio von 24.4 Prozent (per 31. Dezember 2014 20.5 Prozent) widerspiegelt die weiterhin äusserst solide Eigenmittelausstattung der VP Bank. Die VP Bank Gruppe hat 2015 kein Hybridkapital in den anrechenbaren eigenen Mitteln eingesetzt und verrechnet gemäss den International Financial Reporting Standards (IFRS) keine Aktiven und Passiven (Bilanzverkürzung).
Die folgende Tabelle zeigt die Eigenmittelsituation der Gruppe per 31. Dezember 2015.
Eigenmittelunterlegung (Basel III)
5. Finanzrisiken
Die Überwachung und Steuerung der Finanzrisiken basiert – unter Berücksichtigung der einschlägigen gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Vorgaben – auf bankinternen Zielvorgaben und Limiten, die sich auf Volumina und Sensitivitäten beziehen. Szenarioanalysen und Stresstests zeigen zudem die Auswirkungen von Ereignissen auf, die im Rahmen der ordentlichen Risikobewertung nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt werden können.
Für die zentrale Steuerung der Finanzrisiken innerhalb der Limitenvorgaben ist die Einheit Group Treasury mit den bereits genannten Aufgabenbereichen verantwortlich. Die vom Verwaltungsrat als Value-at-Risk (VaR) festgelegte Limite für Finanzrisiken verteilt das Group Executive Management auf die einzelnen Gruppengesellschaften und Risikokategorien, innerhalb derer die einzelnen Gesellschaften die Risiken ergebnisverantwortlich steuern. Die Einheit Group Risk Control überwacht gruppenweit die Einhaltung der Limiten.
Marktrisiken
Value-at-Risk (basierend auf Monatsendwerten)
Key-Rate-Duration-Profil pro 100 Basispunkte Anstieg
Veränderung der wesentlichen Fremdwährungen
Veränderung der relevanten Aktienmärkte
Liquiditätsrisiken
Passivseitige Cashflows
Kreditrisiken
Kreditengagements
Kreditengagements nach Gegenpartei
Kreditengagements nach Deckung
Kreditengagements nach Ratingklassen
Kreditengagements nach Risikogewichtungsklassen 1
Kreditengagements nach Domizil
Kreditderivate (Kontraktvolumen)
Ausfallgefährdete Kreditengagements nach Domizil
Ertragslose Forderungen nach Restlaufzeit
Länderrisiko
Länderengagements nach Rating
Finanzinstrumente in GIIPS-Ländern
6. Operationelle Risiken
Die Ursachen für Operationelle Risiken sind facettenreich. Menschen unterlaufen Fehler, IT-Systeme versagen oder Geschäftsprozesse greifen nicht. Daher gilt es, die Auslöser bedeutender Risikoereignisse und deren Effekte zu eruieren, um sie mit geeigneten präventiven Massnahmen zu begrenzen.
Das Management Operationeller Risiken wird in der VP Bank als integrative Querschnittsfunktion verstanden, die gruppenweit einheitlich und bereichs- sowie prozessübergreifend umzusetzen ist.
Für die Identifikation und Bewertung Operationeller Risiken sowie für die Definition und Durchführung von Schlüsselkontrollen und Massnahmen zur Risikobegrenzung ist jede Führungsperson verantwortlich. Diese Verantwortung ist nicht delegierbar. Durch jede Führungsperson wird jährlich kritisch beurteilt, ob die Schlüsselkontrollen noch gültig sind und ob Schlüsselkontrollen fehlen. Jede Führungsperson der 1. und 2. Stufe verfasst jährlich eine Selbsteinschätzung des eigenen Internen Kontrollsystems. Die Resultate dieser Analyse werden jährlich an die zentrale Einheit Group Risk Control kommuniziert.
Diese stellt im Rahmen ihrer Methodenhoheit gruppenweit die Instrumente für ein systematisches Management der Operationellen Risiken zur Verfügung und entwickelt diese weiter. Hierzu gehören die Durchführung von Risk-Assessments (Szenarioanalysen) im Zuge der Risikoidentifikation und -bewertung, die Durchführung von Schlüsselkontrollen, die Pflege einer Schadensfalldatenbank sowie der Einsatz von Frühwarnindikatoren.
Durch die intensive Zusammenarbeit mit den Fachbereichen zur Weiterentwicklung des gesamten systematischen Managements Operationeller Risiken konnte das Risikobewusstsein auf allen Stufen vertieft werden. So wurde unter anderem der Katalog an Schlüsselkontrollen weiterentwickelt, und die Schadensfalldatenbank wurde – neben den erfolgswirksamen Verlusten – um Einzelwertberichtigungen und Rückstellungen erweitert. Um ein koordiniertes Vorgehen sicherzustellen, werden Wissen und Erfahrungen innerhalb der Gruppe ausgetauscht. Dank der einheitlichen Implementierung ist es möglich, den relevanten Zielgruppen (Verwaltungsrat, Group Executive Management und Führungskräften) quartalsweise eine aussagekräftige Berichterstattung über den Stand der Operationellen Risiken in der VP Bank Gruppe zu vermitteln. Das Business Continuity Management (BCM) als weiterer wichtiger Teilbereich wird bei der VP Bank sehr systematisch und mit viel Sach- und Fachkenntnis nach der zertifizierten Norm ISO 22301:2012 betrieben. Als Basis dient die vom Group Executive Management in Kraft gesetzte BCM-Strategie, die sukzessive umgesetzt und laufend auf Erfüllung und Richtigkeit hin überprüft wird. Die operativ kritischen Prozesse werden im Detail analysiert, diskutiert und wo notwendig mit einem klaren Vorgehen bei Eintreten des Risikos dokumentiert. Die für das Krisenmanagement notwendige Organisation ist etabliert, deren Mitglieder werden laufend geschult und instruiert.
7. Geschäftsrisiken
Die Geschäftsrisiken unterliegen in der VP Bank einem qualitativen Managementprozess. Im Rahmen des ordentlichen Strategieprozesses werden die Geschäftsrisiken durch das Group Executive Management identifiziert und entsprechend berücksichtigt. Aufgrund der Vielschichtigkeit der Effekte, welche die künftige Geschäftsentwicklung und Ertragslage der Bank beeinflussen können, werden potenzielle Geschäftsrisiken, deren Eintrittswahrscheinlichkeiten und Effekte anhand von Szenarien diskutiert und geeignete Massnahmen zur Risikoeindämmung beschlossen. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für den strategischen Planungsprozess und fliessen somit in die Mittelfrist- bzw. Jahresplanung und den Budgetierungsprozess ein.