Jürgen Partenheimer

Jürgen Partenheimer gehört zu den herausragenden Künstlern seiner Generation.

TEXT / Cornelia Kolb-Wieczorek

 

Mit dem Ölgemälde Ada I und der Bronzeplastik Kiwa sind in der Sammlung der VP Bank Kunststiftung zwei bedeutende Werke Jürgen Partenheimers vertreten, die auf beispielhafte Weise die wesentlichen Aspekte seines Schaffens anschaulich machen. Konsequent entfaltet der Künstler seine ganz unverkennbare, individuelle Bildsprache, die stets die Synthese eines gedanklichen und emotionalen «Forschergeistes» bildet. Partenheimer, der international zu den herausragenden deutschen Künstlern seiner Generation gehört, bedient sich des abstrakten Ausdrucks, wenn er Geschautes, Empfundenes und Gedachtes, Physisches und Metaphysisches, Objektives und Subjektives zum Inhalt seiner künstlerischen Werke macht. Anregungen findet er – auch auf seinen zahlreichen Reisen – gleichermassen in der natürlichen und urbanen Landschaft wie in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen, historischen, literarischen sowie kulturellen Erfahrungen und Erkenntnissen.

Das abstrakte Bild ist eine Form des anschaulichen Denkens, die sich zu einer Empfindung verdichtet.

Nicht nur in der Zeichnung, die in seinem Oeuvre einen zentralen Stellenwert hat, sondern auch in der Malerei und im plastischen sowie installativen Schaffen entwickeln sich seine Werke aus der Poesie von Linie und Fläche. So liesse sich das Werk Kiwa, das auf Zeremonien- und Versammlungsräume von Pueblo-Kulturen anspielt, in seiner linearen Anlage auch wie eine dreidimensionale Zeichnung lesen. Sind die Kivas der Indianer stabil und geschützt in die Erde eingetieft, erhebt sich Partenheimers zeltartige kleine Plastik aus kantigen Stäben hingegen überirdisch. Scheinbar lose aneinandergelegt, reichen die Stäbe nicht überall auf den Boden, die «Behausung» wirkt fragil und transparent. So mag das künstlerische Werk durch seine formale Umkehrung auch auf die Fragilität bedrohten kulturellen Erbes verweisen.

Jürgen Partenheimer

Während Kiwa vor einem ethnologischen Hintergrund gesehen werden kann, geht das Gemälde Ada I auf einen literarischen Kontext zurück. Nicht selten bilden Prosa oder Dichtung den Nährboden für die sensiblen Bildfindungen des Künstlers. Glaubt man dem zarten, kühlen Rosa am linken Bildrand, den runden Formen, die sich aus brüchigen Linien konstituieren und dem zartgelbe Flecken umschliessenden «Gefäss» auch etwas Weibliches zuordnen zu können, so bleiben dies doch nur Deutungsmöglichkeiten. Den Impuls mag die weibliche Figur eines Romans gegeben haben. Doch zeichnet sich Partenheimers Schaffen gerade durch subjektive Offenheit sowohl in der Gestaltung durch den Künstler als auch in der Wahrnehmung durch den Betrachter aus und er formuliert: «Die abstrakte Kunst, das nichtgegenständliche Bild stellen nicht eine besondere Form willkürlich stilistischer Abenteuerlust dar, die nur ein hohes Mass an Vorstellungsvermögen verlangt, sondern sind, wie jede künstlerische Formulierung, inhaltlich bedingt. Der Betrachter beginnt zu sehen und zu lesen und erfährt sich dabei selbst.»

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Jürgen Partenheimer

Jürgen Partenheimer

Geboren 1947 in München. Lebt in Deutschland und Italien.

Studium in Deutschland, USA und Mexiko. Grafisches, plastisches und malerisches Werk lyrischer Abstraktion verbunden mit zeitkritisch theoretischem Bewusstsein. «Metaphysischer Realismus» im Sinne eines von Erinnerung und Utopie getragenen Bildkonzeptes.

  • ARBEIT IN SÜDAFRIKA / Atelier und Künstlerresidenz von Jürgen Partenheimer in der Nirox Foundation in Johannesburg 2011
    Foto: Benedikt Partenheimer
  • «KIWA», 2008
    Foto: Barbara Bühler
  • BEDEUTENDE AUSSTELLUNGSORTE / Das Werk «Ada I», 2007 hing bereits als Leihgabe in der Pinakothek der Modern in München.
    Foto: Nicole Wilhelms, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
  • EINBLICKE / Der Atelierschrank von Jürgen Partenheimer
    Foto: Wolfgang Grümer