Vorwort des Präsidenten des Verwaltungsrates und des Chief Executive Officers
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, sehr geehrte Damen und Herren
Ein anspruchsvolles erstes Semester liegt hinter uns. Anfang des Jahres standen die Zeichen im Nachgang zur Pandemie auf kräftige wirtschaftliche Erholung. Doch der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine brachte menschliches Leid und schwerwiegende wirtschaftliche Folgen über Europa und die Welt. Die ohnehin schon hohen Energiepreise verteuerten sich weiter und die angespannte Lieferkettensituation verschärfte sich. Die Notenbanken mussten trotz eines unsicheren wirtschaftlichen Umfelds in Anbetracht hoher Inflationsraten auf einen restriktiveren geldpolitischen Kurs einschwenken. Die US-Notenbank setzte dabei mit einem durchaus bemerkenswerten aggressiven Vorgehen deutliche Akzente, aber auch die Schweizerische Nationalbank überraschte mit einer unerwartet deutlichen Zinsanhebung. Der wirtschaftliche Ausblick trübte sich zuletzt weiter ein: Europa droht aufgrund eines etwaigen Ausbleibens russischer Gaslieferungen eine Energiekrise. Rezessionsgefahren haben damit erheblich zugenommen. Diese Gemengelage hat die Märkte unter beachtlichen Druck gesetzt.
VP Bank behauptet sich in anspruchsvollem Umfeld
In diesem anspruchsvollen Marktumfeld und vor dem Hintergrund anhaltend substanzieller Investitionen in die Strategie 2026 erzielte die VP Bank einen Halbjahresgewinn von CHF 21.3 Mio. Trotz der im Markt vorherrschenden stark gestiegenen Unsicherheiten erwies sich unser Geschäftsmodell als widerstandsfähig. Unsere Kundinnen und Kunden vertrauten uns Netto-Neugeld von CHF 0.2 Mrd. an. Zu diesem Ergebnis haben hauptsächlich das Privatkunden- und Intermediärgeschäft in Asien sowie die beiden Fondsgesellschaften in Liechtenstein und Luxemburg beigetragen.
Insgesamt reduzierte sich der Geschäftsertrag auf CHF 161.5 Mio., was hauptsächlich auf tiefere transaktionsabhängige Erträge im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft zurückzuführen ist. Die wiederkehrenden Kommissionserträge und der Erfolg aus dem Zinsgeschäft blieben relativ stabil, während sich der Erfolg aus dem Handelsgeschäft positiv entwickelte. Die von Sanktionen betroffenen betreuten russischen Kundenvermögen in der Grössenordnung von CHF 0.2 Mrd. hatten im ersten Halbjahr keinen wesentlichen Einfluss auf den Geschäftsertrag. Die Umsetzung der Restriktionen und der regulatorischen Vorgaben generierte jedoch ausserordentliche Kosten, die sich auf der Aufwandseite widerspiegeln. Dies sowie die weiteren Investitionen in die Strategie 2026 und damit verbundenen Abschreibungen führten zu einem leicht höheren Geschäftsaufwand von CHF 138.4 Mio. Das Anfang des Jahres angekündigte Programm zur Senkung der operativen Kostenbasis ist in Umsetzung.
Mit einer Tier 1 Ratio von 22.8 Prozent verfügt die VP Bank über eine äusserst starke Eigenmittelbasis. Die Bilanzsumme ist stabil und liegt bei CHF 13.6 Mrd.
Traditionelles Geschäft mit den Vorteilen von Ökosystemen verbinden
Mit der Strategie 2026 denken wir Wealth Management neu und verbinden das traditionelle Geschäft mit den Vorteilen von Ökosystemen. Dieser Vision sind wir im vergangenen Semester wiederum ein Stück näher gekommen. Dank der breit abgestützten Kundenbasis erwies sich unser bestehendes Geschäft als robust und stabil gegenüber den äusseren Einflüssen wie dem Krieg in der Ukraine oder dem volatilen Marktumfeld.
Mit unserem Intermediär- und Privatkundengeschäft an sechs Standorten sowie den zwei Fondsgesellschaften sind wir nicht nur gut aufgestellt, sondern haben dieses auch gezielt weiterentwickelt. Unser Heimmarkt Liechtenstein, in dem wir als Universalbank tätig sind, bleibt der wichtigste Pfeiler im Ertragsmix. Die beiden Fondsstandorte konnten die positive Entwicklung im Wachstum wie auch im Ergebnis bestätigen. Die Region Asien unter dem neuen Management lieferte zudem im ersten Semester erste wesentliche Ergebnisse, die zu positivem Netto-Neugeld führten. Um die Region Europa weiter auszubauen, wurden die beiden Standorte Zürich und Luxemburg Anfang 2022 unter eine regionale Führung gestellt. Priorität haben die Steigerung des profitablen Wachstums des Standorts Zürich sowie die Weiterentwicklung des Standorts Luxemburg, unter anderem mit dem weiteren Ausbau der Kundenaktivitäten im Zielmarkt Deutschland und in den Nordics.
Innovationen und Ökosysteme bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft der VP Bank. Das Ende 2021 eingeführte Angebot der Tokenisierung von realen Vermögenswerten wie Gemälden, Uhren oder auch Skulpturen stösst auf reges Kundeninteresse. Mit der Entwicklung zu einer führenden Open Wealth Service Anbieterin stellen wir sicher, dass wir auch in Zukunft eine verlässliche Partnerin mit einem umfassenden, innovativen Angebot für unsere Kundschaft sind. Die technologischen Grundlagen für die Öffnung des Kernbankensystems und damit offene IT-Schnittstellen für Produkte und Dienstleistungen von komplementären Drittanbietern konnten per Ende Juni abgeschlossen werden. Mit der Auslagerung wesentlicher Teile der IT-Infrastruktur zu Swisscom erreichten wir im Mai ebenfalls einen wichtigen Meilenstein.
Langfristige Ambitionen und finanzielle Ziele 2026
Die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen stellen uns heute vor eine andere Ausgangslage als noch vor einem halben Jahr. Wir sehen uns deshalb veranlasst, unsere ambitionierten finanziellen Ziele 2026 zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. An den Inhalten der Strategie 2026 halten wir jedoch fest und werden diese weiter entlang der strategischen Initiativen und Meilensteine vorantreiben. Die technologische Basis für Open Wealth ist gelegt. Im zweiten Semester werden wir nun mit der Pilotierung erster Kundenservices beginnen, so zum Beispiel die komplett digitale Kundeneröffnung für Intermediäre oder die automatisierte Lombardkreditvergabe. Auch die Angebote und Services rund um die Tokenisierung treiben wir weiter voran, indem wir auch hier die Serviceanbindung an entsprechende Ökosysteme vornehmen. Die nachhaltige Reduktion unserer operativen Kostenbasis bleibt weiterhin im Fokus. Erste Ergebnisse aus dem Anfang des Jahres angekündigten Programm zur Produktivitäts- und Effizienzsteigerung werden im zweiten Semester sichtbar.
Die VP Bank Aktie – ein attraktiver Dividendentitel
Die Generalversammlung der VP Bank hat am 29. April 2022 einer Dividende von CHF 5.00 pro Namenaktie A und CHF 0.50 pro Namenaktie B und damit einer Dividendenausschüttungsquote von 60 Prozent des erwirtschafteten Konzerngewinns zugestimmt.
Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat am 20. Juli 2022 das gute «A/A–1»-Rating bestätigt. Ihrer Einschätzung nach hat die VP Bank ihre Risikomanagementsysteme nach dem Kreditfall im März 2020 erfolgreich gestärkt, was sich auch im volatilen Marktumfeld, bedingt durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine, bewiesen hat. Der weiterhin negative Ausblick hängt damit zusammen, dass die gesamte Branche generell unter schwierigen Marktbedingungen sowie strukturellem Margendruck leidet, was das Erreichen ambitionierter finanzieller Ziele erschwert.
Vielen herzlichen Dank
Wir danken unseren Aktionärinnen und Aktionären sowie unseren Kundinnen und Kunden herzlich für ihre Treue und ihr Vertrauen. Das aktuelle Marktumfeld birgt Chancen, verlangt aber auch grosse Disziplin in Bezug auf Effizienz und Risiken. Wir beobachten und steuern diese Risiken aktiv und arbeiten mit unserer Strategie 2026 gleichzeitig daran, auch in Zukunft eine verlässliche und innovative Bank zu sein.
Unsere Mitarbeitenden sind es, welche die Entwicklung der VP Bank erfolgreich vorantreiben. Vielen Dank an dieser Stelle für den grossartigen Einsatz. Gute Fachkräfte und aussergewöhnlicher Einsatz sind in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Es freut uns sehr, dass wir auf ihre Loyalität und Expertise zählen dürfen.
Präsident des Verwaltungsrates
Chief Executive Officer