Vorwort des Präsidenten des Verwaltungsrates und des Chief Executive Officers

Das erste Halbjahr blieb von der geopolitischen Lage geprägt und war einschneidend für den Bankensektor. Während in den USA der Zusammenbruch von drei Regionalbanken Bedenken um die Stabilität des amerikanischen Bankensystems auslöste, prägte in Europa die staatlich verordnete Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS das Markt- und Branchengeschehen. Die Vertrauensfrage erlangte in diesem Kontext eine zentrale Bedeutung. Angesichts des schnellen und wirksamen Handelns im Fall der Credit Suisse wurde jedoch deutlich, welchen Stellenwert die Schweiz und auch Liechtenstein einem starken und stabilen Bankensystem beimessen. Der Bankensektor geriet durch die restriktive Geldpolitik zwar unter Druck, doch die Institute zeigten sich mit wenigen Ausnahmen gut gerüstet und widerstandsfähig. Ein Ausdruck des Vertrauens mag sein, dass die Märkte gegenüber den Ereignissen denn auch erstaunlich gelassen blieben. Anleihen, Aktien und auch Gold verzeichneten im ersten Halbjahr teils deutliche Kursgewinne. Eine Entwarnung halten wir jedoch angesichts der raschen Straffung der Geldpolitik für verfrüht. Höhere Finanzierungskosten werden in der Folge zu geringeren Investitionen führen, was wiederum die Gesamtwirtschaft belasten wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaft in eine Rezession abgleitet, wird dadurch erhöht. Das ist eine häufige Folge, wenn Notenbanken die Leitzinsen anheben. Wir bleiben zurückhaltend und empfehlen auch unseren Kundinnen und Kunden eine defensivere Positionierung. 

Die VP Bank Aktie geriet nach einer soliden Entwicklung zu Jahresbeginn im Mai und Juni unter Druck. Neben dem traditionell sehr niedrigen täglichen Handelsvolumen führen wir dies hauptsächlich auf den verhaltenen Ausblick der Marktteilnehmenden auf den Banken­sektor zurück.

In diesem für Banken herausfordernden Marktumfeld bewies die VP Bank erneut hohe Widerstandsfähigkeit und konnte dank ihres diversifizierten Geschäftsmodells Mehrwert für ihre Kundinnen und Kunden schaffen. Der Geschäftsertrag der VP Bank stieg im ersten Halbjahr um 17 Prozent auf CHF 188.3 Mio. Die VP Bank steigerte damit ihre Ertragskraft erneut und kontinuierlich, trotz Gegenwinds an den Finanzmärkten und geopolitischer Krisen in den letzten Jahren. Diese Ertragsstärke ermöglichte es, weiter in die Strategie 2026 und in die Zielorganisation zu investieren. Die bereits getätigten und kommunizierten Investitionen ziehen verzögert Abschreibungen nach sich, die sich in einer gestiegenen Abschreibungsbelastung reflektieren. Zusammen mit höheren laufenden IT-Infrastrukturkosten sowie Investitionen in Fachkräfte führte dies zu einem um 14 Prozent gestiegenen Geschäfts­aufwand von CHF 158.2 Mio. Weiter zu erwähnen sind die per Halbjahr höheren Kreditrückstellungen, die im Zusammenhang mit dem veränderten Wirtschaftsumfeld gebildet wurden. Dennoch verbesserte sich die Cost/Income Ratio von 85.7 Prozent auf 84.0 Prozent. Die insgesamt steigende Profitabilität führte zu einem Halbjahresgewinn von CHF 25.5 Mio., was einer Zunahme von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die VP Bank weist zudem im Konkurrenzvergleich eine hervorragende finanzielle Stabilität sowie eine hohe Liquidität auf. So beträgt die Tier 1 Ratio 23.4 Prozent und die Liquidity Coverage Ratio 202.2 Prozent.

Das Fundament der Ertragsstärke der VP Bank bildet das erfolgreiche bestehende Geschäft in den drei Regionen; dem Heimmarkt Liechtenstein (inkl. BVI), Europa und Asien an insgesamt sechs Standorten. Spezifisch auf die Regionen zugeschnittene Entwicklungspläne zielen darauf ab, mit bestehenden und neuen Kundinnen und Kunden weiter zu wachsen. Anhaltend positive Neugeldzuflüsse im ersten Semester kompensierten forcierte Abflüsse aus Bereinigungen des Kundenportfolios aus strategischen Überlegungen sowie Abflüsse von Kundinnen und Kunden mit russischem Nexus. Der Netto-Neugeld­zufluss betrug dennoch CHF 0.1 Mrd. Neueröffnungen von Kundenbeziehungen konnten zudem weiter gesteigert werden, was insgesamt zur qualitativen Verbesserung des Kundenportfolios beitrug beziehungsweise sich in einem zunehmenden Fokus auf die Zielmärkte und Ziel­segmente manifestiert. Mit der konsequent auf Markt- und Vertriebsaktivitäten ausgerichteten Organisation haben wir eine sehr gute Ausgangslage für weiteres Wachstum. Im zweiten Semester stehen die weitere Fokussierung auf unsere Stärken und das Wachstum in unseren Zielmärkten im Vordergrund.

Die traditionelle Stärke und Expertise der VP Bank beruhen auf dem Geschäft mit professionellen Finanzdienstleistern, den Intermediären. Bei der Entwicklung von neuen Dienstleistungen stehen deshalb individuelle und teilweise komplexe Kundenbedürfnisse im Vordergrund. Die getätigten Inves­titionen in eine Open Wealth-fähige IT- und Dienstleistungsarchitektur ermöglichen es uns, innovative Dritt­anbieter einfacher zu integrieren und neue Dienstleistungen schnell und agil zu entwickeln. Davon profitierten im ersten Halbjahr auch unsere Kundinnen und Kunden. Wir erweiterten unser Angebot beispielsweise um eine digitale Kundeneröffnung für Intermediäre und um die digitale Lombardkreditvergabe für Privatkunden. Auch Festgelder können neu per Mausklick fixiert werden. Im zweiten Semester stehen die Bedürfnisse junger Erwachsener insbesondere in unserem Heimmarkt Liechtenstein im Fokus. Für sie werden neue Bankpakete rund um den Zahlungsverkehr und die langfristige, nachhaltige Vermögensplanung und -bildung eingeführt. 

Im ersten Halbjahr durften wir neue Mitglieder in der Geschäftsleitung und im Verwaltungsrat begrüssen. So wählte die Generalversammlung im April Stephan Zimmermann und Stefan Amstad in den Verwaltungsrat. Michael Riesen erklärte den Verzicht auf eine Erneuerung seines Verwaltungsratsmandats und schied nach einer Amtszeit von neun Jahren aus dem Verwaltungsrat aus. Auch die Gruppenleitung erhielt Neuzugänge. Per April ernannte der Verwaltungsrat Dr. Mara Harvey, Leiterin der Region Europa und Dr. Rolf Steiner, Leiter Group Products & Solution. Mit Mara Harvey wurde die internationale Ausrichtung und mit Rolf Steiner der für die VP Bank Gruppe zentrale Bereich Group Products & Solutions in der Gruppenleitung verankert. Anfang August komplettierte Adrian Schneider, Leiter der Region Liechtenstein (inkl. BVI), die Geschäftsleitung. 

Die VP Bank ist 2021 in den neuen Strategiezyklus 2026 gestartet und blickt nun auf knapp die Hälfte des Zyklus zurück. Pandemie, Krieg in der Ukraine, Energiekrise, Inflation und steigende Zinsen waren herausfordernd, doch die VP Bank blieb auf Kurs. Die Qualität des Risiko- und Prozessmanagements wurde deutlich verbessert und erwies sich als robust, die Organisation wurde in eine regionale Zielstruktur überführt, und die notwendigen Investitionen in die Zukunft wurden getätigt. Das Fundament für eine Open Wealth-fähige IT- und Dienst­leistungsarchitek­tur ist gelegt. Nun folgen die weitere Beschleunigung des Wachstums und die langfristige und profitable Weiterentwicklung des bestehenden, starken Kerngeschäfts. Der weitere Ausbau innovativer digitaler Dienstleistungen für Kundinnen und Kunden, die breitflächige Einführung des Wealth Planning-Angebots sowie neue Angebote für junge Erwachsene im Heimmarkt Liechtenstein stehen in der zweiten Jahreshälfte im Vordergrund. Die Skalierung und Effizienz der Prozesse und Abläufe wird dabei ebenfalls zentral sein. Wir sind zuversichtlich, dass wir damit die uns gesteckten finanziellen Ziele erreichen, namentlich ein jährliches Ertragswachstum von 4 bis 6 Prozent, eine jährliche Netto-Neugeld-Entwicklung von mindestens 4 Prozent, eine Tier 1 Ratio von über 20 Prozent sowie eine Cost/Income Ratio von unter 75 Prozent bis 2026.