Editorial

Von jeher sind wir von zwischenmenschlichen Beziehungen sowie der Suche nach Neuem und Fremdem geprägt: Handel, Austausch und Kommunikation spielen seit frühester Zeit eine zentrale Rolle. Dabei verliess der Mensch sein unmittelbares Umfeld und begab sich, von Neugierde und Wissensdurst getrieben, auf Entdeckungsreisen.

Die Globalisierung hat demnach nicht erst vor kurzem begonnen, und sie ist auch keine Erfindung der Europäer. Ihre Anfänge liegen in jahrhundertealten internationalen Handels- und Kommunikationswegen. Diese reichten seit der Antike vom Mittelmeerraum, Afrika und dem Nahen Osten über Indien und China bis nach Nord- und Südamerika.

Das gestalterische Thema unseres Geschäftsberichts 2012 lautet «in Bewegung» und stellt diese Handels- und Kommunikationsrouten dar. Es drückt die Dynamik und die Bewegung aus, welche die Menschheit von jeher antreibt. Illustriert wird das Thema anhand wichtiger Handelsrouten aus den vergangenen vier Jahrtausenden.

Die Vermittlung von Bankdienstleistungen ging Hand in Hand mit der Entwicklung dieser Handels- und Kommunikationswege. Zahlungsmittel und -modalitäten wurden entlang dieser Routen immer weiter verfeinert.

Auch die VP Bank befindet sich «in Bewegung». Sie entdeckt dabei neue Produkte, neue Beratungsansätze, neue Märkte und vor allem neue Kontakte zu Menschen, zu neuen Kunden. Vom Drang nach dem Neuen angetrieben legt die VP Bank dabei ihren Schwerpunkt auf den Austausch und die Kommunikation. Navigieren Sie mit uns auf verschiedenen Wegen durch den Geschäftsbericht und lernen Sie mehr über die VP Bank.

Die Kolonialroute

Die Blütezeit der Handelskompanien war im Zeitalter des Merkantilismus. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts dominierte die Republik Venedig das Mittelmeer und dank ihrer Verbindungen auch den Handel mit dem Mittleren Osten. Seit dem 16. Jahrhundert entwickelten sich mit der militärischen Sicherung, der Erschliessung von Verkehrswegen, der wirtschaftlichen Beherrschung und der rechtlichen Anbindung an die Kolonialmacht grosse Kolonialreiche.

Sogenannte «Indienkompanien» umschreiben eine Anzahl von Handelsgesellschaften, die im 17. und 18. Jahrhundert von verschiedenen europäischen Ländern errichtet worden waren, um den Handel mit den kolonialisierten Gebieten zu organisieren. Der Begriff «Indien» bezeichnete damals weitgehend sämtliche neu entdeckten Regionen, die entweder über die Ostroute (Ostindien) oder die Westroute (Westindien) erreicht werden konnten, also nicht nur Gebiete im asiatischen Raum, sondern auch Ziele in Amerika oder Afrika. Die berühmteste Indienkompanie war die Britische Ostindien-Kompanie (British East India Company), bis 1707 English East India Company. Der British East India Company wurde das Recht zugestanden, zuerst auf 15 Jahre und später unbeschränkt, sämtlichen Handel zwischen dem Kap der Guten Hoffnung und der Magellanstrasse abzuwickeln. Sie erhielt ein Siegel, konnte ihren Gouverneur und die Direktoren selbst wählen und durfte sich selbst Korporationsgesetze geben, Festungen bauen, Truppen ausheben und Münzen schlagen. Eine Gesandtschaft an den indischen Grossmogul erwirkte das Recht, Handelsstationen an der Westküste von Vorderindien einzurichten. Das Geschäft der Gesellschaft – der Handel mit Wollstoffen, Gewürzen, Tee usw. – blühte, und sie erhielt auch einen bedeutenden Einfluss auf die politischen Verhältnisse in Indien.

1813 verlor die Gesellschaft zuerst ihre Sonderrechte auf den Handel, später auch die Rechte in bürgerlichen und militärischen Angelegenheiten und war ab 1834 nur noch eine Verwaltungsstelle der britischen Regierung. Die letzte Sitzung der Direktoren fand am 30. August 1858 statt.